Jüdischer Friedhof I Mahnmal
Der jüdische Friedhof wurde die letzte Ruhestätte vieler während des Lagerbetriebs gestorbener und ermordeter Insassen. Ein Teil der Gebeine wurde im Nachhinein dort bestattet. Eine Gedenktafel aus schwarzem Granit, linkerhand vor dem Eingang, weist auf die Opfer und diesen Ort hin. Im hinteren Teil des Friedhofs wurde am 9. November 1952 ein Mahnmal eingeweiht. Das Mahnmal ist aus hellem Granit gefertigt und trägt einen polierten, aus rotem Granit gefertigten Winkel. Obenauf ist ein ebenfalls polierter, aus rotem Granit gefertigter Davidstern angebracht. Das Mahnmal wird links und rechts von je einer aus hellem Granit gefertigten, stilisierten Menora flankiert.
Unter dem roten Winkel steht die in Hebräisch und Deutsch verfasste Inschrift: Hier ruhen 323 ermordete Kameraden – die im Konzentrationslager / »Biesnitzer Grund« Görlitz – in den Jahren 1943-1945 – der Hitler-Tyrannei zum Opfer fielen. – Wir werden sie nie vergessen, – indem wir für den Frieden kämpfen! – Die Bürger der Stadt Görlitz – Ihre Seelen mögen ruhen in Ewigkeit.
Aus den Notizen des Souveneurs vom 12. April 2013: „Der Friedhof ist alt und verfallen, die Steine stehen schief und die Metallumrahmungen der Grabstellen sind, so wie es scheint, erst in neuerer Zeit abgeflext worden. Kann das wirklich die Profitgier von Diebesbanden gewesen sein, wie ein Passant meint, oder ist das eine baurechtliche oder denkmalpflegerische Maßnahme? […] Das Feld vor dem Mahnmal strahlt eine Ruhe aus. Der Boden ist ganz moosig und weich, das macht das langsame und lautlose Annähern möglich. Ich habe vergessen einen Stein mitzubringen. Ruth Klüger lässt sich, was in der Dokumentation über ihre Erinnerungsreise zu sehen ist, in Bergen-Belsen schnell einen besorgen. Das lehne ich ab, letztlich auch, da ich nicht weiß, warum diese Sitte gepflegt wird. […] Was mir immer wieder negativ auffällt, ist die Betonung der Zahl der Toten: 323. Jedes Mal, wenn ich die Zahl lese oder höre denke ich, ob es wohl einen Unterschied macht, ob es 5, 10, 100 oder 323 Tote waren. Quantitäten haben eigenartige Eigenschaften.“
Nachtrag: Späteren Recherchen zufolge wurden sämtliche Metallteile des Friedhofs schon zwischen 1933 und 1945 entfernt. Es wird vermutet zur Waffenproduktion.
Erster Besuch: 12. April 2013
Foto: Karsten Michael Drohsel, Aufnahmedatum: 12. April 2013
Kennzeichnung: Vor dem Eingang an einer Bushaltestelle: „Ist hier ist ein Erinnerungsort?“
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